Zum zweiten Mal hat die Marktgemeinde Haunetal in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Heimatverein im Ortsteil Rhina Stolpersteine verlegt, um dem Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürger zu gedenken. Bürgermeister Timo Lübeck erinnerte daran, dass Jüdinnen und Juden aus Rhina – wie überall in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus – entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. „Sie kamen aus Familien, die hier zum Teil seit Generationen zu Hause waren. Sie hatten hier die Schule besucht und ihren Beruf ausgeübt, sie waren Teil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Sie gehörten dazu, bis die Nazis die Macht übernahmen.“
Kurt Bolender vom Heimatverein Rhina, der sich seit vielen Jahren für die Erinnerung an das jüdische Leben in Rhina engagiert, hatte die biografischen Daten von 20 Opfern aus sechs Familien recherchiert. Jugendliche aus Rhina – Ina Becker, Samuel Grobek, Morris Bolender, Luka und Julius Nuhn – verlasen diese vor den jeweiligen Häusern und legten an den neu verlegten Stolpersteinen Nelken zum Gedenken ab. Die beiden evangelischen Pfarrer Nelli Michels und Thomas Funk sprachen kurze Worte des Gedenkens und brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Stolpersteine tatsächlich die Gedanken zum Stolpern bringen.
Während der würdevollen musikalischen Darbietungen von Elena Töws (Akkordeon) und Eckhard Möbius (Geige) übernahm Heino Katzer vom gemeindlichen Bauhof die Verlegung der Steine, die vom Künstler Gunter Demnig gestaltet wurden.
Bevor die Veranstaltung bei einem Empfang im Dorfgemeinschaftshaus ausklang, mahnte Bürgermeister Timo Lübeck, dass Gedenken immer auch zum Nachdenken führen müsse. „Antisemitismus hat heute viele Ausprägungen. Es gibt den bekannten Antisemitismus alter und neuer Nazis, es gibt linken Antisemitismus und mittlerweile haben wir es auch zunehmend mit einem muslimischen Antisemitismus zu tun. Das ist eine gewaltige Herausforderung für die Integrationspolitik. Der schreckliche Anschlag auf die Synagoge in Halle vor zwei Jahren oder der vor wenigen Tagen nur knapp vereitelte Terrorversuch auf ein jüdisches Gotteshaus in Hamm zeigen die erschreckende Aktualität“, so der Bürgermeister. Dem müsse der Rechtsstaat, vor allem aber die Zivilgesellschaft, entschlossen entgegentreten.
Stolpersteine verlegt wurden zur Erinnerung an: Josef Klebe, Emanuel Oppenheim, Jette Oppenheim und Else Oppenheim (Im Unterland 9). Sally Klebe, Julchen Klebe und Rudi Klebe (Wehrdaer Str. 1). Lina Klebe, Frieda Klebe, Josef Klebe, Miriam Klebe, Senta Klebe und Herbert Klebe (Wehrdaer Str. 2). Bernhard Katz und Emma Katz (Wetzloser Str. 31). Moritz Victor und Karoline Victor (Wetzloser Str. 40). Leopold Katz, Bertha Katz und Fredy Katz (Im Oberland 1). Sie alle wurden im Jahr 1941 mit verschiedenen Transporten in von Nazideutschland besetzte Gebiete im Osten deportiert und ermordet.
(Fotos: Lars Bolender)