Das Beteiligungsforum Fulda-Gerstungen kam am 11. März 2022 zu seiner elften Sitzung zusammen. Sie fand in Bad Hersfeld sowie online statt. Die DB Netz stellte den Teilnehmenden die Ergebnisse des Variantenvergleichs der vier Varianten pink, türkis, orange und violett vor.
Wie im Segmentvergleich wurde dabei geschaut, wie sich die Varianten auf Umwelt und Raumordnung auswirken und wie sie wirtschaftlich und verkehrlich abschneiden. Zentrale Projektziele wie die Fahrzeitvorgaben aus dem Deutschlandtakt sowie die Potenziale der möglichen Fernverkehrshalte kamen im Variantenvergleich im Zielsystem Wirtschaft / Verkehr als weitere Kriterien hinzu.
Alle vier Varianten zeichnen sich durch einen hohen Tunnelanteil aus. Damit sind die Auswirkungen auf die Umwelt insgesamt gering. Der siedlungsferne Verlauf führt in Verbindung mit zusätzlichem Lärmschutz im Bereich der bestehenden Strecken zu einer verhältnismäßig geringen Lärmbelastung. Die Varianten orange und violett können ausgeschieden werden, da im Vergleich der vier Varianten die Umweltauswirkungen im Geis- und Fuldatal stärker zu gewichten sind. Hinzu kommen noch die Eingriffe in die Siedlungsstruktur sowie das Verfehlen der Fahrzeitvorgaben aus dem Deutschlandtakt.
Im raumordnerischen Vergleich der verbliebenen Varianten pink und türkis liegen beide gleich auf. Vorteile für Variante pink ergeben sich aus dem Fernverkehrshalt in Bad Hersfeld. Dem gegenüber schneidet Variante türkis im Bereich der Wasserversorgung und des Hochwasserschutzes besser ab. Auch das Zielsystem Umwelt lieferte zunächst keine eindeutige Präferenz für eine der beiden Varianten. Variante pink durchschneidet aber auf kurzer Distanz ein Natura2000-Gebiet. Daher ist aus den Zielsystemen Umwelt und Raumordnung Variante türkis vorzugswürdig.
Für den Variantenentscheid sind die Kriterien des Zielsystems Wirtschaft / Verkehr ausschlaggebend, da die Unterschiede in den Bereichen Umwelt und Raumordnung insgesamt gering sind. Variante pink schneidet hier mit dem höchsten Reisendenpotenzial eindeutig am besten ab. Auch wirtschaftlich ist sie im Vergleich aller vier Varianten am günstigsten.
Variante pink wird damit Vorzugsvariante im Bahnprojekt Fulda-Gerstungen. Die neue Bahnstrecke soll die Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg bei Langenschwarz verlassen und im Tunnel nach Bad Hersfeld verlaufen. Von dort führt sie im Tunnel Richtung Ronshausen, um dann östlich der Gemeinde auf die bestehende Strecke Richtung Gerstungen einzufädeln.
Die gute Anbindung und die kürzeren Fahrzeiten in die Metropolen Frankfurt und Berlin stärkt die Attraktivität der Landkreise Hersfeld-Rotenburg und Fulda und wertet den bestehenden Bahnhof in Bad Hersfeld auf. Mit Blick in die Zukunft wurden von den Teilnehmenden folgende Themen als wichtig erachtet: Lärmschutz an den Bestandstrecken, Verbesserungen im Nahverkehr sowie möglichst geringe Eingriffe und Belastungen in der Bauphase.
Weiter stellte die DB Netz den Teilnehmenden des Beteiligungsforums die nächsten Planungsschritte vor. Die Abgabe der Unterlage für den Variantenvergleich ist für Mitte des Jahres (3. Quartal) vorgesehen. Dann soll auch die Baugrunduntersuchung entlang der Vorzugsvariante starten.
Das nächste Beteiligungsforum findet voraussichtlich im Herbst 2022 statt. Am 31. März 2022 findet eine Online-Bürgerinformation statt. Hier stellt die DB die Vorzugsvariante vor und beantwortet Fragen. Weitere Informationen: www.fulda-gerstungen.de
Haunetals Bürgermeister Timo Lübeck erklärte nach dem Bahnforum: "Der ICE-Halt in der Stadt Bad Hersfeld ist gut für unsere gesamte Region. Damit ist eine wichtige Forderung von 13 Bürgermeistern und vielen weiteren Akteuren erfüllt. Zudem beeinträchtigt die Neubaustrecke nicht das zukünftige Abbaugebiet von K+S und führt nicht durch das Moor bei Wehrda, was für Menschen und Natur eine Katastrophe gewesen wäre. Mehr war in diesem Bahnforum nicht zu erreichen.
Zwei Dinge sind nun wichtig: 1. Wir brauchen von Bund und Bahn jetzt die verbindliche Zusage, dass der Schallschutz entlang der Bestandsstrecke großflächig ausgebaut wird, damit die Menschen bei zunehmendem Güterverkehr bestmöglich vor Lärmbelastungen geschützt werden. 2. Für die nun beginnende Feinplanung des detaillierten Streckenverlaufs der Neubaustrecke brauchen wir von Beginn an maximale Transparenz und die Einbindung der Bürger in den naheliegenden Ortschaften. Natürlich ist ein Tunnel besser als eine Freistrecke, aber auch diese Arbeiten werden mit erheblichen Eingriffen in die Landschaft verbunden sein. Deshalb wird die Gemeinde Haunetal das Projekt weiter intensiv begleiten und der Bahn kritisch auf die Finger schauen."